Nachruf auf Dr. Anna M. Steinkamp
Frankfurt (Oder), 10.12.2024
Anna M. Steinkamp (5.9.1977 – 10.12.2024) ist heute nach langer Krankheit im Alter von nur 47 Jahren von uns gegangen. Wir sind voller Bewunderung für die Würde, mit der sie ihren letzten Weg gegangen ist. Voller Hoffnung auf das Wunder der Heilung sprach sie noch gestern über ihre Zukunftspläne, die Habilitation und weitere wissenschaftliche Projekte, die sie so gern mit unseren neuen ukrainischen Kolleginnen und Kollegen realisieren wollte. Heute ist sie nicht mehr unter uns. Das ist schwer zu begreifen.
Anna M. Steinkamp war der Europa-Universität Viadrina und der Doppelstadt Frankfurt (Oder) – Słubice seit mehr als 25 Jahren eng verbunden. Neben der Forschung und Lehre engagierte sich Ania in letzter Zeit auch im Akademischen Senat der Viadrina.
Anna M. Steinkamp studierte Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Management und Marketing an der Universität Łódź und absolvierte dann den Master of European Studies an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Viadrina. Von 2005 bis 2013 war sie als selbständige Unternehmensberaterin und Inhaberin des deutsch-polnischen Beratungsunternehmens „Steinkamp International Consulting“ in Frankfurt (Oder) tätig. Danach gehörte Ania zu den ersten von insgesamt 16 Fellows der Graduiertenschule „Interdisziplinäre Polenstudien“, die 2012 dank der Unterstützung der Hanns-Seidel-Stiftung am Zentrum für Interdisziplinäre Polenstudien etabliert wurde. Sie forschte im Bereich der Soziologie des Managements über den Zusammenhang von erfolgreichen Internationalisierungsstrategien selbständiger Unternehmen und den Kompetenzen/Ressourcen von Geschäftsführern. Wir erinnern uns an lebhafte Diskussionen zu einschlägigen Texten, an Studienfahren und Exkursionen, Teamtage, Kajaktouren und gerade jetzt in der Adventszeit an zahlreiche Team-Weihnachtsfeiern, bei denen sie dabei war.
Nachdem Ania 2018 promovierte wurde, forschte sie im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierten Verbundprojektes „Mod-Block-DDR“. Im deutsch-polnischen Vergleich beschäftigte sie sich mit unternehmerischen Verhaltensweisen und Habitusfragen während des Übergangs vom Staatssozialismus zum Post-Sozialismus. Mit der entstandenen Forschungsarbeit wollte sich Ania an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät habilitieren. Damit wäre sie die erste Habilitandin im Bereich Wirtschaftswissenschaften am neugegründeten Viadrina Center of Polish and Ukrainian Studies gewesen.
In unserer Erinnerung behalten wir Ania Steinkamp als sehr willensstarke, zielstrebige, gewissenhafte, sehr gute Wissenschaftlerin. Für ihre Forschung war ihr kein Weg zu weit, ihre empirischen Daten und Interviews sammelte sie selbst in weit entfernt liegenden Regionen der Welt, von Japan bis in die USA. Ihre Hilfsbereitschaft und ihr Organisationstalent werden wir vermissen. Noch im Mai dieses Jahres war Ania in Kooperation mit der Handelshochschule Warschau und dem Verband der polnischen Ökonomen in die Vorbereitungen der dritten Jan-Winiecki-Konferenz „Economic Shocks, Resilience and Institutions“ eingebunden, die zu einem großen Erfolg wurde. Die Publikation der Ergebnisse kann Ania nun nicht mehr erleben. Ihr Tod ist für uns ein schmerzlicher Verlust. Wir vermissen Ania Steinkamp als Wissenschaftlerin, als langjährige Kollegin und Freundin.
In tiefer Verbundenheit mit Ania und im Gedenken verbunden mit Ihrem Ehemann, den Kindern, den Eltern und Geschwistern und der gesamten Familie,
Dagmara Jajeśniak-Quast und Andrii Portnov
im Namen des ganzen Teams des Viadrina Center of Polish and Ukrainian Studies